Der Paula Modersohn-Becker Kunstpreis des Landkreises Osterholz feiert ein kleines Jubiläum. Die 5. Auflage seit 2010 hat wiederum über 200 Künstlerinnen und Künstler – in diesem Fall aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Israel und Australien – angeregt, sich zu bewerben. Mit der Ausschreibung des PMB Kunstpreises seit 2010 leistet der Landkreis Osterholz einen wegweisenden Beitrag zur Stärkung der kulturellen Identität der gesamten Region. Der Kunstpreis hat sich inzwischen als bedeutender Referenzpunkt für – vielfach international agierende – Künstlerinnen und Künstler mit einem biografischen Bezug zu dieser Region etabliert.
Im Rahmen des PMB Kunstpreises wurden drei Einzelpreise vergeben: der Hauptpreis, der Nachwuchspreis sowie der Sonderpreis für eine/n im Landkreis Osterholz lebende/n Künstler/in. Der Hauptpreis ist mit 7.500 Euro dotiert, der von Karl-Heinz Marg gestiftete Nachwuchspreis mit 1.000 Euro. Der Sonderpreis wird mit einem Werkankauf durch Landkreis und eine Sonderausstellung in der Galerie Altes Rathaus prämiert.
Die hohe Qualität der Einreichungen rührt nicht zuletzt daher, dass der Kunstpreis weder thematisch noch altersmäßig begrenzt ist. Breitgefächerte Bewerbungen von Künstlerinnen und Künstler im Alter von 24 bis 89 Jahren boten den Jurymitgliedern und der Kuratorin auch in diesem Jahr keine einfache Aufgabe. Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler setzen sich in den Medien Malerei, Bildhauerei, Objektkunst, Fotografie, Installation und Video mit ästhetischen und gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit auseinander. Teilweise nehmen sie auch Bezug auf die Kunst- und Kulturgeschichte des Künstlerdorfs Worpswede.
Die diesjährige Fachjury war mit Meike Behm (Kunsthalle Lingen), Dr. Justin Hoffmann (Kunstverein Wolfsburg) und Cony Theis (Hochschule Ottersberg) besetzt. Diese Jury nominierte aus den eingereichten Bewerbungsunterlagen sechs Positionen für den/die Hauptpreisträger/in und bestimmte den/die Nachwuchs- und Sonderpreisträger/in.
Eine überregionale Jury, bestehend aus Kathrin Becker (N.B.K. Leiterin Videoforum, Berlin), Roland Nachtigäller (Direktor Museum Marta Herford) und Prof. Dr. Stephan Berg (Intendant Kunstmuseum Bonn) hat am 15.11.2018 in der Ausstellung getagt und anhand der gezeigten Arbeiten der Nominierten den/die Hauptpreisträger/in bestimmt. Die drei Preisträger wurden im Rahmen der Eröffnung am Freitag, 16.11.2018, bekannt gegeben.
Sechs von der Jury ausgewählte Positionen für den Hauptpreis, der Nachwuchspreisträger und die Sonderpreisträgerin stellen nicht nur in der Großen Kunstschau, sondern erstmalig uch im Worpsweder Barkenhoff aus. Neben den sechs für den Hauptpreis Nominierten wurde der Berliner Künstler Nehmzow mit einer besonderen Erwähnung der Jury geehrt und ist im Barkenhoff zu sehen. Die Sonderpreisträgerin präsentiert ihre Werke darüber hinaus vom 6.1. bis 10.2.2019 in der Worpsweder Galerie Altes Rathaus.
Freuen dürfen sich die Besucher auf klassische Farbfeld-Malerei von Karin Borchers und auf Assemblagen von Nehmzow, der seine Inspirationen auch aus Japan mitbringt. Zwei große installative Arbeiten beziehen sich auf den Raum, besetzen ihn und definieren ihn neu: der Hamburger Künstler Tillmann Terbuyken auf eher klassische Weise mit Holz und gefundenen Möbelstücken; mit vielen medialen Materialen aus Film und Fotografie die Berliner Künstlerin Christine Schulz.
Politisch und gesellschaftskritisch wird es bei Fritz Laszlo Weber, der aus Versatzstücken des Internets die Reaktion auf die Ermordung eines NSU-Opfers durchdekliniert. Der israelische Künstler Liav Mizrahi spürt mit Papier und Kerzenruß der deutsch-israelischen Geschichte nach und beschäftigt sich mit Themen wie Gender, Erinnerung, Politik und aktuellen Gesellschaftsformationen. Historisch relevant ist auch das Motiv des Münchner Künstlers Alexander Steig, der im Barkenhoff eine mediale Inszenierung zu Heinrich Vogeler präsentiert und für seine Recherche das Archiv des Museums nutzen konnte.
Die türkischstämmige Performancekünstlerin und als Hauptpreisträgerin benannte Nezaket Ekici gewährt einen Einblick in ihre Performance-Kunst. Radikal und bis an die Grenzen des körperlich Machbaren gehend, setzt sie sich in ihren zahlreichen Performances mit biografisch konnotierten Themen auseinander.
Magdalena Los, die jüngste für den Hauptpreis nominierte Teilnehmerin, scheint sich dem klassischen Ausstellungsritual zu entziehen. Sie greift nicht auf ein Oeuvre zurück, weil dieses (noch) nicht existiert. Ihre Werke überdauern nur die Ausstellungszeit und entstehen einzig und allein zu diesem Zweck. Man darf gespannt sein.