Preisträger 2016
Hauptpreisträger ist Virgile Novarina.
Seit über 20 Jahren beschäftigt sich Virgile Novarina mit dem Phänomen Schlaf; seit006 ist das Schlafen selbst ein integraler Bestandteil seiner Arbeit geworden. Im Rahmen seiner Performances »En Somme« (Im Schlaf) schläft der französische Künstler in aller Öffentlichkeit, in Schaufensterläden, Galerien und Museen. Mit seiner Schlaf-Performance in der Großen Kunstschau Worpswede am vergangenen Donnerstag überzeugte Virgile Novarina die parallel tagende überregionale Jury.
Ergänzt wird seine Performance um eine Dokumentation seiner künstlerischen Arbeit: Fotos weiterer Schlafperformances, im Halbschlaf aufgezeichnete Skizzen und Satzfetzen, 21 Notizbücher, in denen Novarina seit 1995 täglich seinen Schlafort und die Schlafdauer dokumentiert, sowie die von ihm für seine Aktionen genutzten Schlafmasken geben einen Einblick in das Langzeit-Projekt dieses Künstlers.
In der Begründung der Jury heißt es: »Mit großer Konsequenz erforscht Virgile Novarina mit künstlerischen Mitteln den Schlaf als unbekannte Lebenszeit. Zwischen obsessiver Aufzeichnung und bewusster Aufbereitung liefert er sich gleichermaßen seiner unkontrollierbaren Nachtseite wie dem Publikum aus. Die Jury überzeugte die höchst ungewöhnliche Haltung und die kompromisslose Verfolgung eines Lebensprojekts.«
Und die Kuratorin des Paula Modersohn-Becker Kunstpreises, Susanne Hinrichs, ergänzt:
»Seit vielen Jahren verfolge ich die Kunst dieses Ausnahmekünstlers. Selten trifft man einen Menschen, der sich so bedingungslos seinem Tun widmet, weil es ihm ein absolutes Bedürfnis ist. Herauszufinden, was uns im Schlaf ausmacht, wer wir sind und was wir während dieser langen Zeit unseres Lebens nicht über uns wissen, das hat Virgile Novarina zu seiner Lebensaufgabe gemacht. Indem er die Tür zur Welt des Schlafs ein kleines bisschen aufstößt und uns in diesen unbekannten Raum linsen lässt, bereichert er nicht nur sich selbst, sondern auch uns als Betrachter.«
Sonderpreisträger ist der Osterholz-Scharmbecker Künstler Waldemar Grazewicz, der mit mehreren Objektarbeiten in der Kunstpreis-Ausstellung vertreten ist. Die Objekte von Waldemar Grażewicz haben trotz ihrer starken Reduktion eine besonders dichte, poetische Ausstrahlung. Sie bewegen sich zwischen realem Fundstuck und rätselhafter Erfindung, evozieren Erinnerungen und Erfahrungen, rufen Gedanken und Gefühle hervor – auch solche, für die es keine Begriffe gibt. Und nicht selten spielen sie auch mit einem ironischen Augenzwinkern.
Mit dem vom Kuratoriumsvorsitzenden der Großen Kunstschau, Karl-Heinz Marg, gestifteten Nachwuchspreis wurde die Malerin Anna Bart ausgezeichnet. Sie konzentriert sich in ihrer Malerei auf alltägliche Objekte. Ihre Motive sind einzelne Gegenstände, ganze Häuser oder Innenräume. Die Motive werden dem gestischen, intuitiven und dennoch kontrollierten Moment des Malens unterworfen, dabei übersetzt die Künstlerin die inhaltliche Spannung der Begegnung mit fremden Räumen und Objekten in eine ästhetische Erfahrung.
Sie finden hier auch die Laudatio von Dr. Inken Steen.